Cheers Freunde,
heute mal etwas ganz anderes: Warum schreibe ich? Was ist meine Intention? Was ist der Antrieb, warum schreibe ich genau über die Leute, diese Art von Menschen? Warum ausgerechnet vier Säufer auf ner Parkbank? Warum Maddy, warum Mike, warum Summertime John?
Die Frage kann man ebensowenig in einem Satz beantworten, wie man einen Menschen in einem Satz beschreiben kann. Ich schreibe nur über solche Leute, kaputte Seele, einfache Menschen, mit denen es das Leben nie besonders gut meinte. Vielleicht weil ich selber ein Teil von ihnen bin. Aber es ist das was ich in THE PARK BENCH schon aufgriff und in den nächsten Stories aufbauen, ausbauen werde. Aus diesem Gedanken, entstand ebenso jene nebulöse Stadt und die RED-ZONES.
Es sind jene Menschen, an die heute niemand mehr denkt. Und je moderner die Welt wird desto mehr vergisst man jene einfachen Menschen. Man sieht sie ab und zu noch in den Straßen, auf den Bänken. Man sieht sie und man hat seine Meinung in nicht einmal einem Wimpernschlag gebildet. Und man läuft weiter. Sie sind so schnell aus den Köpfen der Welt wieder verschwunden, wie man für sie bereits das Urteil gefällt hat. Doch kennen wir sie? Wissen wir, was sie durchmachten? Wollten sie denn überhaupt so leben? Ich gebe Menschen ein Gesicht, eine Geschichte, ich beleuchte diese Menschen, die den heutigen Menschen, die stets für Gerechtigkeit und die sagenumwobene Toleranz aufstehen, vollkommen egal geworden sind.
Es ist einfacher die Welt zu retten, als sich dann auch noch um den Mist vor der eigenen Haustüre zu kümmern. Jeder will die Welt retten, keiner mehr den Menschen. Die RED-ZONES sind das fiktive Produkt dessen. Es gibt heute schon mehr als genug Gegenden, die fast vor der Aufgabe stehen, in zu vielen Städten, in zu vielen Ländern. Das ist das was dabei rauskommt, wenn man einen Teil der Gesellschaft einfach sich selbst überlässt. So wie dem Großteil der Gesellschaft eben jene einfachen Seelen scheißegal geworden sind. Solange man zuhause auf seinem 50 Zoll Fernseher Netflix schauen kann, ist doch alles in Ordnung, oder nicht? Wenn man dann zu Weihnachten noch eine Spende an Ärzte Ohne Grenzen schickt, reicht es doch völlig um das gute Gewissen zu beruhigen und die strahlend Weiße Weste wieder zu tragen.
Und die Nachrichten aus aller Welt reichen ja auch schon aus um zu wissen, wie beschissen diese Welt geworden ist. Mir allerdings nicht. Ich sehe noch immer diese Leute, jeden Tag, jeden Tag erneut. Und ich sehe die Blicke all jener, die schon längst ihre vorgefertigte Meinung haben. Also schreibe ich. Gebe den Leuten ein Gesicht, eine Geschichte, eine Seele. Ist es schön? Nein, bei weitem nicht, von fair will ich auch gar nicht sprechen. Aber man sollte diese Leute nicht vergessen.
Und vielleicht, das nächste mal, wenn ihr einen alten Herren, mit zotteligen Haaren, Bart und zerschlissener Jacke auf einer Park Bank sitzen seht, denkt ihr vielleicht, vielleicht für eine Minute darüber nach. Und wenn ihr das tut, habe ich wohl mehr erreicht, als ich mir wünschen kann.
– J.