Johann Steimer

Johann Steimer, Jahrgang 1990, hört am liebsten Country und trinkt bevorzugt Rye & Bourbon. Passt in kein Klischee und kann sich nicht einmal selbst einordnen. Hält sich vom alten Schlag und den Letzten seiner Art, für White Trash und sagt oft genug, und das nicht ohne Zynismus, dass er besser mit Worten umgehen kann, als mit Menschen und macht diese Erfahrung regelmäßig. Nun, was gibt es sonst noch über mich zu sagen?

Ich habe weiß Gott genug gesehen und erlebt in diesem Leben, meine Kunst, meine Texte und Geschichten erzählen von diesem Leben, ich habe festgestellt, ich kann besser mit vielem aus diesem Leben umgehen, wenn ich es in eine Geschichte packe und ebenso, dass das Leben entgegen aller Meinungen, kein Weg von A nach B ist.

Johann Steimer (September 2021)

Das Leben verläuft selten nach Plan und erst Recht nicht so wie wir es meist wollen. Man wird nicht einfach geboren und stirbt. Wir schreiben Geschichte und nicht nur unsere. Auf unserem Weg kreuzen wir andere Leben, teilen sie, verurteilen, bereichern oder verschlimmern sie. Man klappert auf diesem Weg alle Buchstaben und alle natürlichen Zahlen ab und wir nehmen oft genug den Falschen Weg, oft genug ohne eine Wahl zu haben.

Ich wollte nie so sein, wie ich heute bin, ich bin das was das Leben und die Gesellschaft aus mir gemacht hat und es ist eine naive und unrealistische Vorstellung zu sagen, man hätte immer eine Wahl. Man hat in den seltensten Fällen jene ominöse Wahl, von der manche Leute stets träumen. Die Wahrheit ist, man hat sie schlicht nicht. Manche Leben laufen wie sie laufen und ich bin nicht hier, ich schreibe nicht, weil ich mir Mitleid erhoffe für die kaputten Seelen über die ich schreibe, ich mach das Beste aus den Karten die ich habe, ich bekomm keine neuen aus einer magischen Maschine und auf einmal wird und ist alles gut. Auch so funktioniert das Leben nicht.

Also, was bleibt einem übrig? Mit dem Chaos in seinem Kopf? Mit den tausend Gefühlen, die man weder will, noch bestellt hat? Was anzufangen, mit all dem Schmerz den man gesehen, das Leid, dass man brachte und selbst wieder erntete? Man lebt damit. Einen anderen Rat habe ich für alle da draußen nicht. Man lebt damit. So einfach ist es manchmal. Man macht das beste aus dem was man ist, dem was man hat. Das Schreiben ist für mich ein Teil um damit zu leben. Ich schrieb schon immer über einen bestimmten Schlag von Leuten. Es sind meist jene armen Seelen, jene die heute untergehen. Man will die Welt retten und ist blind geworden für die Menschen vor der eigenen Haustüre. Ich schreibe über die Abgründe, über jene Menschen die heute so unwichtig erscheinen, aber es nie sind. Vielleicht weil ich mich ihnen mehr verbunden fühle, als mit dem Zeitgeist und modernen Menschen und ihren abstrusen Weltvorstellungen. Ich schreibe über die kaputten Menschen, einer kaputten Welt unter einem einfachen Motto: »Willkommen in meiner Welt.«