DIE ERSTE SEITE
»Perhaps they were right putting love into books.
Perhaps it could not live anywhere else.«
– William Faulkner
Ich öffnete die Haustüre zu unserem kleinen Refugium. Es war keine große Wohnung, aber sie hatte alles was wir brauchten. Abby hatte frische Blumen auf den kleinen Beistelltisch neben der Türe gestellt. Es waren heute Lilien, und in einem strahlenden Weiß erhellten sie den ganzen Flur. Ich stellte den Aktenkoffer mit den aktuellen Unterlagen der Anwaltskanzlei neben den Tisch und warf meine Schlüssel in die kleine Schale neben den Blumen. Meine Finger ertasteten die Blüten, sie fühlten sich so weich an und ihr Duft strömte in meine Nase.
»Schatz?« hörte ich Abby aus der Küche rufen, »du bist schon zuhause?«
»Ja, der letzte Mandant brauchte nicht so lange, also konnte ich früher gehen.«
»Perfekt. Es freut mich, dass es aktuell so gut läuft bei dir. Du hast es verdient mal früher nach Hause zu kommen Liebling.«
Ich lächelte und ließ ab von den Lilien. Selbst nach all den Jahren gab sie mir das Gefühl, ich wäre alles was sie brauchte. Ihre Sorge, Fürsorge und alles was sie mir gab, war mehr als ich in meinem Leben jemals hatte. Mein Leben war nicht immer so geregelt, es gab Jahre in meinem Leben auf die ich nicht besonders stolz bin. Drogen, Frauen und Kriminalität waren mein Leben gewesen. Es gibt Frauen wegen denen man trinkt, für viele fängt man damit an, für einige trinkt man exzessiv, aber nur für eine hört man auf. Und eines Tages trifft man die Eine, die Richtige. Es spielt in diesem Moment keine Rolle, ob es für sie ist, oder gar für dich selbst. Als wäre dein Leben zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch etwas wert. Aber sie zeigt dir eine Welt, sie zeigt dir, dass du wertvoll bist. Und, sie ist für dich da. Hilft dir die Brücken zu verbrennen und ein neues Leben aufzubauen. Sie wischt dir den kalten Schweiß von der Stirn, streichelt deinen Rücken, während du dir die Seele aus dem Leib kotzt. Sie gibt dir etwas unbezahlbares zurück, etwas das längst zwischen den Gläsern und Flaschen verloren gegangen ist: Der Glaube an dich selbst. Und jetzt, drei Jahre später, sind wir hier. Meine Schritte führten mich durch den Flur in die Küche, in der Abby mit einer Schürze um die Hüften gebunden, gerade das Abendessen vorbereitete.
Es war mein Lieblingsessen. Ragout, mit allem was dazu gehört. Sie war unglaublich. Ich lockerte meine Krawatte und setzte mich an den Küchentisch. Wir führten kein großartiges Leben, aber wir hatten uns und es war alles was wir brauchten. Wir hatten kein großes Vermögen auf der Bank, oder lebten in einer besonders guten Gegend, aber wir kamen gut über die Runden und es war sogar des Öfteren möglich, dass ich sie schick zum Essen ausführen konnte. Sie trug dann das lange weiße Kleid und, oh mein Gott, sah sie gut darin aus. Hätte ich sie noch nicht geheiratet, würde ich sie so, vom Fleck weg nehmen. Ihre Titten unter dem weiten, wallenden Stoff, der lange Rock, der so sanft und weich ihre endlosen Beine verdeckte. Als wäre ein Engel in die Gosse gestiegen und hätte erbarmen gehabt, mit dem armen Säufer der ich einst war. Eine Haut wie Perlmutt, ein Haar wie ein wilder Fluss und ein Körper der nicht zu beschreiben ist. Eine Göttin unter den Menschen, voll Güte und Liebe und eine Königin selbst unter den Göttern, deren Gnade wir nicht verdienen.